Eure Heiligkeit, Eminenz, Herr Erzbischof, Hochwürdigste und sehr geehrte Bischöfe, Herr Rabbi!

Meine Damen und Herren Präsidenten und Ministerpräsidenten!

Sehr geehrte Anwesende!

Ich darf zum fünften Mal einladen und Ihre Gastgeberin sein. In den Anfängen durfte ich Sie als für Familienwesen zuständige Staatssekretärin, später als Ministerin und nun als Präsidentin der Republik beim Demographie-Gipfel in Budapest begrüßen.

Ich danke den reformierten Kindern und ihrem Chorleiter aus Transkarpatien dafür, dass sie uns ein Stück jener inneren Freiheit mitgebracht haben, womit sie ihr Leben trotz einer Lage, die zum Verzweifeln ist, leben.

Ich verspreche Ihnen, wir versprechen Ihnen: wir lassen es nicht zu. Weder die Kirche, noch die Schule!

Sehr geehrte Anwesende!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, wenn man in die Arbeit für die Familien auch persönliche Erlebnisse integriert.

Ich lebe seit einundzwanzig Jahren in der (selben) Ehe. Wir haben drei Kinder. Ich danke oft für sie und auch dafür, dass meine Eltern bis heute aktiv in unserem Leben präsent sind. Und ich danke dem Schicksal auch dafür, dass ich über meinen Mann auch die Familie als meine eigene empfinden kann, aus der er gekommen ist. Nun möchte ich die Mutter meines Mannes (ich sage ganz vorsichtig: meine Schwiegermutter) begrüßen, sie mag zwar kein Rampenlicht, aber sie ist hier dabei und feiert gerade am heutigen Tag ihren runden Geburtstag. Gott erhalte Dich, Marika!

Meine Damen und Herren!

Beim Demographie-Gipfel in Budapest dreht sich immer alles um die Freiheit.

Ich gehöre zur Generation der Erben der Wendegeneration. Ich war noch ein Kind als wir vor dreiunddreißig Jahren 1990 unsere Freiheit wiedererlangten. Die in der bereits aufgeweichten kommunistischen Diktatur verbrachten dreizehn Jahre haben jedoch unauslöschbare Spuren hinterlassen. Die Ablehnung jeglicher Unterdrückung wurde in uns zu einem Instinkt.

Unsere Nase hat sich dermaßen an den Duft von Freiheit gewöhnt, dass wir unser Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen können.

Wir sind die Erben unserer Vorfahren, die Freiheitskämpfer waren. Wir haben durch ihr Leben gelernt: Die Ungarn bekommen die Freiheit nicht umsonst, wir müssen immer wieder darum kämpfen.

Heute wird von uns der Freiheitskampf der Familien ausgetragen.

Wenn man ein Kind hat, so ist man jederzeit bereit dafür zu kämpfen, dass sein Kind in Frieden und Freiheit leben kann.

Wenn man ein Kind erzieht weiß man, dass echte Freiheit nur in einer gut definierten Ordnung existiert.

Wenn man in einer Familie lebt versteht man, dass die Freiheit das Pfand für Sicherheit ist.

Ich bin eine dreifache Mutter, meine Kinder habe ich 2004, 2006 und 2008 geboren. Es waren familienfeindliche Zeiten.

Die Förderung der Schaffung von Familienheimen wurde abgeschafft, die Zeit, die man mit Kindern zu Hause verbringen konnte, wurde verkürzt und die finanzielle Belastung der Familien wurde größer. Das Gefühl von Sicherheit, woran man sich kaum gewöhnt hat, war beendet.

Immer weniger Menschen trauten sich, in der Ehe verbunden zu sein und die Bereitschaft, Kinder zu haben sank auf einen noch nie dagewesenen Tiefpunkt.

Es konnte den Anschein haben als sei die Sache der ungarischen Familien und somit der ungarischen Nation verloren.

Doch die ungarischen Familien ließen sich nicht unterkriegen. Sie begannen einen Freiheitskampf. Sie engagierten sich für eine sichere Zukunft. Es wurden zivile Bewegungen ins Leben gerufen und Familienorganisationen gegründet. Es wurde der Runde Tisch der Demographie ins Leben gerufen.

Sie erkämpften für sich ein Land, wo Menschenleben wertvoll sind, wo Kinder verantwortungsvoll erziehende Mütter und Väter respektiert werden, wo älteren Menschen Wertschätzung zusteht, wo junge Menschen frei entscheiden können, wie sie leben möchten und wenn sie sich für die Familie entscheiden, dafür jede Unterstützung erhalten, ein Land, wo es Menschen, die Kinder haben nicht schlechter geht als denen, die auf eine eigene Familie verzichten.

Der Freiheitskampf der Familien war nicht umsonst. In Ungarn kam es zu einer familienfreundlichen Wende, die Anzahl der Eheschließungen wurde in zehn Jahren verdoppelt und die Anzahl der Abtreibungen halbiert. Es gab immer weniger Scheidungen, die Bereitschaft Kinder zu haben stieg in ganz Europa bei uns am stärksten, es gab mehr Großfamilien und die Lebensqualität wurde besser.

Der Freiheitskampf der Familien ist jedoch nicht zu Ende gegangen. Die Familien sind immer wieder kampfbereit, wenn sie die Zukunft in Gefahr sehen, wie es auch bei der Kindererziehung immer neue Meilensteine und Herausforderungen gibt.

Und die Zukunft ist in Gefahr!

Der demographische Winter, der die hochentwickelte Welt heimgesucht hat wird nun zu einer Eiszeit. Und während wegen dem Klimawandel die Glocken geläutet werden, wird kaum auf die echte und unumkehrbare Änderung der Welt geachtet. Wenn die Kinderlosigkeit allgemein wird, wenn auch weiterhin Jahr für Jahr weniger Kinder geboren werden, als die Anzahl derjenigen, die uns verlassen, so zerfällt unsere geliebte und für sicher gehaltene Welt. Keine Kinder, keine Zukunft. Es macht auch nur dann Sinn auf die Erde aufzupassen, wenn wir Kinder und Enkelkinder haben, denen wir sie weitergeben können.

Noch dazu trifft uns die demographische Eiszeit immer schutzloser. Die Säulen unseres Lebens, die Grundsätze unserer christlichen Kultur stehen vor einer Zerreißprobe und wenn wir nicht auf unsere für unantastbar gehaltenen Werte aufpassen, opfern wir uns freiwillig noch bevor wir Opfer der auf uns zukommenden Eiszeit werden.

Die Familien der Freiheitskämpfer lassen sich jedoch nicht unterkriegen! Sie geben die Kirche und die Schule nicht her! Sie werden sich all das zurückholen, was den Familien gehört, die Feiertage und die Symbole, die gestohlenen Wörter, die Räume und Orte, die den Familien zustehen, die vom Zeitgeist verhöhnten Rechtsgrundsätze, Wahrheiten und Kulturwerte.

Als Verbündete und als Verbündete der Familien sind wir heute zusammen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Die biblische Zahl zwölf spielt auch in der Geschichte der ungarischen Freiheitskämpfer eine wesentliche Rolle. Es sei unseren ausländischen Gästen gesagt, dass vor 175 Jahren, zur Zeit der Revolution und des Freiheitskampfs 1848 von unseren Helden 12 Punkte formuliert wurden. Das ist das eiserne Gesetz der ungarischen Freiheit.

 

Der Freiheitskampf der ungarischen Familien hat auch mindestens zwölf Grundsätze; Forderungen, deren nachhaltige Umsetzung die Grundlage von Familienfreundlichkeit sein kann.

Was wünschen sich also die ungarischen Familien?

 

Frieden, Freiheit und Einvernehmen sollen herrschen.

 

1. Wir wünschen Erziehungsfreiheit! Kindererziehung ist das Recht, die Verantwortung und die Pflicht der Eltern. Hier gibt es keinen Platz für Ideologien.

2. Wir lassen nicht zu, dass unseren Kindern das identitätsbedingte Sicherheitsgefühl genommen wird. Wer als Mädchen geboren wurde soll als Mädchen und wer als Junge geboren wurde, als Junge aufwachsen dürfen.

3. Wir fordern familienfreundliche Entscheidungsträger! Sie sollen niemanden gegen die Familien aufwiegeln! Familienfreundlichkeit soll ein nationales Minimum sein!

4. Wir fordern die Vertretung von ungarischen Familien im In- und Ausland! Ungarn soll familienfeindlichen Entscheidungen nicht zustimmen!

5. Sicherheit für Familien! Unsere Kindergärten, Schulen, Dörfer, Städte, unser Land und unsere Grenzen sollen sicher sein. Mögen wir auch weiterhin so leben, dass wir uns um unsere Kinder und älter werdende Eltern keine Sorgen machen müssen!

6. Richtige Möglichkeiten für Kindererziehende! Wer Kinder hat darf nicht schlechter wegkommen als derjenige, der darauf freiwillig verzichtet! Kinder sollen nicht zum Armutsrisiko werden!

7. Es darf keine finanziellen Hindernisse für einen Kinderwunsch geben! Es sollen in einer Familie dann und so viele Kinder geboren werden, wann und wie viele die Eltern möchten!

8. Anerkennung für Ältere! Unsere Eltern und Großeltern haben dafür gearbeitet, dass Ungarn gedeiht. Ihre Leistung für die Familie und für die Gemeinschaft soll anerkannt werden! Stärken wir zwischen den Generationen nicht die Gegensätze, sondern das Bündnis!

9. Echte Wahlfreiheit für Frauen! Wegen der Arbeit soll man nicht auf Kinder und wegen Kinder nicht auf die Arbeit verzichten müssen! Richtige Wertschätzung für hauptberufliche Mütter!

10. Schützen wir die Sicherheit des eigenen Heimes! Helfen wir jungen Menschen dabei, ein Zuhause zu schaffen!

11. Wettbewerbsfähiges Schulwesen, Berufsbildung, Hochschulwesen und einen modernen Gesundheitsschutz! Stehen wir denen bei, deren Lebensumstände unterdurchschnittlich sind!

12. Widmen wir den jenseits der Grenzen lebenden ungarischen Familien Aufmerksamkeit! Ganz egal, wo das Kind geboren wird, in der Heimat oder jenseits unserer Grenzen, es muss ein Ungar sein können. Für uns ist jedes ungarische Kind ein Geschenk!

 

Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit!

Heute tragen wir den Freiheitskampf der Familien aus. Es ist keine Frage, dass unser Platz unter der Flagge der Familien ist. Die Anwesenheit unserer hochrangigen Freunde und Verbündeten sowie anerkannten Wissenschaftlern gibt uns die Hoffnung, dass wir nicht allein sind. Das familienfreundliche Bündnis erstreckt sich auf die ganze Welt. Ich zähle auch persönlich auf Sie alle und für den gemeinsamen Freiheitskampf bieten wir uns als Verbündete an.

Gott erhalte die Familien!